Die Rede

 

     Auf Wiedersehensfeier für Robin Bürger

 

Anfangsmusik

Liebe Gäste, liebe Familie, bevor die Auf Wiedersehensfeier beginnt, möchte ich noch etwas zu den angezündeten Kerzen sagen:

Sie haben Robin alle eine Kerze angezündet – und vielleicht sehen Sie das symbolisch als ein Licht, das Sie ihm mit auf seinen Weg auf die „andere Seite“ mit geben.

Ich möchte auch vorab noch sagen:

„Da, wo Robin jetzt ist, ist er gesund mit seiner neuen, funktionierenden Leber und es geht ihm gut.“

Und: „Da, wo Robin jetzt ist, vergeht nur eine Sekunde, ein Wimpernschlag an Zeit, bis er Sie/Euch alle wieder trifft“! Deshalb nennen wir diese Trauerfeier heute auch Auf Wiedersehensfeier.

Liebe Gäste, liebe Angehörige und Freunde, ich heiße Sie ganz herzlich Willkommen zu dieser Auf Wiedersehensfeier von Robin Bürger – Ihrem Sohn, Ihrem Bruder, Ihrem Freund und Ihrem Schulkollegen, der am Sonntag, dem 27. Mai 2012 in der Klinik in Essen verstorben ist.

Schön, dass Sie alle gekommen sind, um Robin ein Stück seines Weges zu begleiten und zu zeigen, wie wichtig er Ihnen war.

Heute ist der Tag, an dem wir ganz bewusst noch einmal auf das schauen, was Robin uns in diesem Leben bedeutet hat, wie er war, welche Spuren er hinterlässt, so dass wir Abschied nehmen und ihn im Herzen behalten können – dass wir „Auf Wiedersehen“ sagen und ihn seinen Weg gehen lassen können.

Sie sehen jetzt Fotos aus Robins Lebensphasen und dazu Musik, die Robin selber sehr mochte, die ihm wichtig war.

In den Pausen spreche ich einige Worte, möchte ich Sie, die ihn persönlich kannten, aber auch dazu einladen, etwas zu sagen – ein Wort, einen Satz, wie er für sie war oder eine Begebenheit, die sie mit ihm erlebt haben… (sie können dabei einfach von Ihrem Platz aus etwas sagen oder hier nach vorne kommen)

Dann beginnen wir jetzt mit dieser Reise durch Robins Leben.

 

[wpvp_embed type=vimeo video_code=44710585 width=550 height=340]

 

1. „Baby- und Kinderzeit“ / Circle of Life

Am 18. August 1993 erblickte Robin in Unna das Licht der Welt.

Er wuchs mit seinen älteren Brüdern Tobi und Marcel in einer Art „Patchworkfamilie“ auf; er war gut aufgehoben zwischen seinen Brüdern, zu denen er auch eine starke Verbindung hatte.

Als er in den Kindergarten kam, kam er mit Jasmin (oder Mine) zusammen, zu der Robin auch eine dauerhaftes, freundschaftliches – im Grunde geschwisterliches Verhältnis entwickelte und beibehielt.

Durch die Freundschaft von Jasmins Mutter Patti zu Robins Mutter Brigitte verbrachten sie viel Zeit miteinander – Urlaube in Holland, Ausflüge in Freizeitparks, und Weihnachten wurde immer in dem offenen Hinterhaus in der Morgenstraße gemeinsam gefeiert…

Robin besuchte die Katharinenschule, ging auf die Anne Frank Realschule und dann zuletzt noch auf das Hansa-Kolleg, um sein Fachabitur zu bauen.

Er hat sich überall wohl gefühlt – in der Schule, bei seinen Brüdern und deren Freunden, in seinem großen Freundeskreis – mit seiner Persönlichkeit, seiner Ausstrahlung, seinen Augen und seinem Lächeln hinterließ Robin immer einen positiven Eindruck…

Auf dem letzten Foto dieser Reihe hält Robin als Onkel seine Nichte Melina Feline im Arm, neues Leben – der Kreis des Lebens.

Einladung zu sprechen

 

[wpvp_embed type=vimeo video_code=44710262 width=550 height=340]

 

2. „Rollen in der Welt, als Onkel, Bruder“ / You are not alone

Robin lachte – oder strahlte – oft, er hatte etwas Verbindendes, Zusammenhaltendes, er brachte Viele zusammen; sein Freundeskreis war international, er hatte immer den Menschen vor sich, alles andere war ihm egal…

Er hatte gerne seine Freunde um sich!

Auch wenn jemand in Schwierigkeiten oder einer Krise steckte, war Robin da – manchmal hat er eher an die anderen als an sich gedacht!

Seine eigene Krankheit, mit der er seit zehn Jahren leben musste, war für ihn kein Thema, Robin wollte einfach ein normaler, „cooler“ Jugendlicher sein – er wollte keinen „Bonus“ oder Sonderstatus und machte viel mit sich selbst aus…

Und Robin wollte alles ausprobieren, hat alles gemacht – ob er 1 1/2 Jahre mal Fußball spielte, auf Reisen ging oder Minigolf probierte, er wehrte sich, dass ihm die Krankheit nicht im Weg stand und lebte seine unbändige Lebensfreude…

Nur manchmal fühlte er sich etwas Außenstehend, dann ging er nicht auf die Party, das war aber nur selten. Robin wollte nicht, dass man Rücksicht auf ihn nimmt, dann klinkte er sich aus.

Sicher war es unterstützend für ihn, in seine Familie eingebettet zu sein, die ihn auch jetzt noch in seiner Mitte hat – er ist nicht allein!

Vielleicht hat seine Krankheit Robin aber auch schon an existenzielle Auseinandersetzungen und Tiefen gebracht, an eine Reife, die in diesem Alter sonst nicht so leicht zu finden ist?

Robin war immer authentisch, sagte, was er dachte und was er wollte, ging in gewisser Weise einen geraden Weg und war ganz sicher außerhalb der Norm.

Er hatte mit seinen 18 Jahren schon ein klares Weltbild und ein großes Allgemeinwissen, er machte sich Gedanken, was auf der Welt passiert; bei den Wahlen beschäftigte Robin sich mit allen Parteien – man konnte ernsthafte Diskussionen mit ihm führen, er akzeptierte auch Anderes, hatte aber schon seine eigene Meinung.

Jasmin sagt: „Robin konnte von Spaß schnell zu Ernst wechseln, manchmal haben wir mit ihm zwei Stunden über was Ernstes geredet“…

Er probierte sich aus und steckte sich seine Grenzen selber, was seiner Mutter sicher manchmal Angst machte.

Robin setzte sich auch mit dem Tod auseinander, im Detail aber machte er das mit sich selbst aus; mit seiner Mutter sprach er darüber, was danach kommt, er hatte auch Angst – manchmal brach etwas in ihm und er konnte seine Gefühle raus lassen.

Aber er sagte: „Da ist etwas, da gibt es etwas nach dem Tod.“ Sein Glauben ist vielleicht eher in der Nähe des Buddhismus, auch damit beschäftigte er sich schon, er fühlte sich auch von asiatischer Kultur und asiatischen Menschen immer wieder angezogen…

Und: Selbst wenn er im Krankenhaus war, baute er andere noch auf.

Jasmin fragte sich oft: „Wie schafft er das? Ich habe viel aus Robin gelernt!“ Er war aufmunternd, sagte aber auch ehrlich, „wenn etwas Scheiße war“…

Robin war sehr kräftig, aber gleichzeitig auch sehr zerbrechlich!

Einladung, zu sprechen

 

[wpvp_embed type=vimeo video_code=44710720 width=550 height=340]

 

3. „Flippig und Faxen“. Jugendzeit / Can you feel the love tonight

Robin’s manchmal überschäumende Freude, seine Faxen und schrägen Momente, er war für jeden Spaß zu haben…

Er kannte jeden Horrorfilm auswendig und hatte keine Angst, hinzugucken; auch sonst kannte er schon die Trailer neuer Filme und wusste immer ob es sich lohnt, reinzugehen…

Einen Ehrenplatz in dem Kino von Halbbruder Matthias und Günni hat Robin auf jeden Fall!

Robin hatte eine Leidenschaft für Spiele und Konsolen und konnte sogar dem Eigentümer des Verleihs immer die neuesten Tricks zeigen oder zeigen wie ein Spiel funktioniert… Er war beim Fußball dabei, liebte es, mitten drin bei der WM mitzufiebern und er freute sich auf die EM…

Er liebte es, auf Reisen zu gehen und Neues kennenzulernen, die Bilder von den Fahrten auf der Aida und den Urlauben und Ausflügen sprechen für sich…

Robin war auch bei den Mädels beliebt, durch seine Persönlichkeit, seine Lebensfreude, sein gewinnendes, strahlendes Lächeln und seine Augen war er Sympathieträger, er war cool.

Er war auf eine Art cool, für sich selbst zu gehen und seinen Impulsen zu folgen, egal was andere in dem Moment von ihm dachten. Robin stieg z.B. einmal aus einem Karussell wieder aus, weil er das Gefühl hatte, das die Fahrt nicht gut für ihn wird…

Er konnte auch nachdenklich sein, er hatte viele Seiten…

Robin wollte gerne nach dem Hansa-Kolleg in den kaufmännischen Bereich gehen, in einen Beruf, in dem er im Kontakt mit Menschen ist, das war ihm immer wichtig.

Viel los war immer in Robins „2. Zuhause im Hinterhof ‘ bei Patti, Roland und Mine, wo er oft war, wo Feste gefeiert wurden, wo Fußball geguckt wurde und immer Leute von 17 bis 70 zusammen waren.

„Der Chef“ oder „Dr. Rob“ ging hier ein und aus!

Das neue Organ bedeutete Zukunft und Zuversicht für Robin, es kam anders. Er hat noch gekämpft, dann hat Robin losgelassen und er wurde von Tag zu Tag entspannter.

Seine Familie, seine Freunde waren auch am letzten Tag bei ihm, die Eltern haben seine Hand gehalten – es war so, als ob ein „mir reicht es jetzt“ von ihm kommt, dann hat er die Schwelle überschritten.

„Bis später, Leute“, würde er jetzt vielleicht sagen!

Einladung, zu sprechen

 

Aus dem Gespräch, das ich am vergangenen Samstag mit Robins Eltern, seinen Brüdern, Patti, Jasmin und all den Menschen, die an diesem Tag noch da waren, geführt habe, möchte ich noch Eines sagen: Es war natürlich Trauer und Schmerz da, aber auch eine Art Gefasst sein, die auch etwas mit Robins zuversichtlicher, zugewandter Kraft zu tun hatte, die er ausgestrahlt hat. Und es war sehr viel Liebe, Respekt und Wertschätzung für Robin hörbar und spürbar, und das bleibt mir in Erinnerung!

Robin ist geliebt worden und das ist eben auch nicht zu Ende!

Lassen Sie mich noch einen Gedanken dazu sagen:

Etwas von ihm, sei es seine positive Kraft, seine verschmitzte Art und seine, sei Ausstrahlung, sein Lachen und sein Interesse an der Welt und an den Menschen, seine große Lebensfreude, seine Liebe, lebt weiter – in Ihnen, in seiner Familie, in seinen Freunden…

Erinnern Sie sich an ihn, wenn Sie ein Computerspiel spielen, wenn Sie die EM verfolgen, wenn Sie tiefe Gespräche führen, wenn Sie einen Horrorfilm sehen, wenn Sie im Hinterhaus zusammensitzen oder wenn Sie einfach ein Bild, ein Erinnerungsstück von ihm in den Händen halten…

Fühlen Sie, wie er Ihnen fehlt!

Er hat gelebt und seine Spuren hinterlassen. Er hat schwierige, aber zum Glück auch viele gute Zeiten erlebt.

Behalten Sie Robin in solcher Erinnerung – dass Sie ihn im Herzen behalten und ihm so auf Wiedersehen sagen können, das wünsche ich Ihnen.

Wir hören zum Ende der Feier jetzt noch ein Abschlusslied, dann geht Robin auf seine Reise.

Wir treffen uns im gleich vor dem Südfriedhof bei Blumen Wegner und gehen dann gemeinsam zur Beisetzung .

Nach der Beisetzung sind Sie alle noch herzlich zu einem Treffen in die Soccerhalle eingeladen.

Abschlussmusik

 

Auf dem Südfriedhof:

Zum Abschluss der Beisetzung möchte ich noch eine Weisheit von Buddha sprechen:

Es gibt eine Vollkommenheit tief inmitten alles Unzulänglichen.

Es gibt eine Stille, tief inmitten aller Ratlosigkeit.

Es gibt ein Ziel, tief inmitten aller weltlichen Sorgen und Nöte.

Du lächelst – und die Welt verändert sich.

(Weisheit von Buddha)

 

Auf Wiedersehen, Robin, bis bald

 

Michael Becker

E-Mail: M.becker-dortmund@t-online.de